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30. Juli 2025

Gespräche über die Zukunft des Plöckenpasses

„The Big European Picture“ (Das große europäische Bild) – unter diesem Titel fand Ende Juli am Plöckenpass ein Treffen zwischen Wirtschaftstreibenden, Kommunal- und Regionalpolitikern sowie Europaexperten aus Italien und Österreich statt. Den Teilnehmern gemeinsam war die Fürsprache für einen Scheiteltunnel unter dem Plöckenpass hindurch.

V. l.: Christian Rugo, Stefano Mazzolini (Vize-Präsident FJV), Claudio Coradazzi (Vertreter der Carnia-Gemeinden), Ingo Ortner, Elisabeth Dieringer, Nicola Cescutti (Arbeitgeberverband „Confindustria FVG“), Victoria Gailer, Bgm. Luca Scrignaro, Bgm. LA Ronny Rull, Enzo Unfer, Marc Germeshausen. Foto: Ingo Ortner

„Kärnten und Friaul-Julisch Venetien (FJV) wollen in Zukunft bei einer Lösung für den Plöckenpass noch enger zusammenarbeiten“, das wurde am Ende des Treffens am 28. Juli festgehalten. Organisiert wurde das Treffen, das als Auftakt für weitere Gespräche dient, von „Plöcken-Netzwerker“ Ingo Ortner aus Kötschach-Mauthen. Von der Italienischen Seite war der Vizepräsident der Region FJV, Stefano Mazzolini, als ranghöchster Vertreter gekommen und versicherte Einigkeit für eine Scheiteltunnellösung innerhalb der Regierung von Regionspräsident Massimiliano Fedriga. Auf Gemeindeebene waren der Vorsitzende des Gemeindeverbandes „Karnische Region“ und Bgm. in St. Stefan, LA Ronny Rull vor Ort. Die Gemeinden der Carnia repräsentierte Claudio Coradazzi. Beide sprachen für 35 Gemeinden diesseits und jenseits der Grenze. Rull berichtete von einem Treffen mit Italiens Infrastrukturminister Matteo Salvini sowie von einem kürzlich stattgefundenen Wien-Besuch der Bürgermeister des Bezirks Hermagor, um bei Parlamentsabgeordneten für eine Plöcken-Lösung Stimmung zu machen. Nach weiteren Treffen „in den nächsten Tagen“ werde sich der Gemeindeverband zu den Plänen rund um den Plöckenpass klar positionieren, informierte Bgm. Rull. Es brauche aber noch viele Vorbereitungsarbeiten und Gespräche zur Finanzierung, insbesondere bezüglich der EU-Förderungen. Der Wunsch der Region nach einer soliden Verbindung sei aber vorhanden. Festzuhalten ist, dass das Straßenbaureferat des Landes Kärnten nicht an dem Treffen teilnahm. Dies sei „eine Gelegenheit zum Informationsaustausch, jedoch nicht die Ebene, auf der Entscheidungen getroffen werden“, hieß es auf Nachfrage aus dem Büro des Referenten LH-Stv. Martin Gruber.

„Finanzierung machbar“

Die „europäische Perspektive“ brachten die Kärntner EU-Abgeordnete Elisabeth Dieringer und Marc Germeshausen vom Informationsnetzwerk „Europa Direkt Kärnten“ ein. Was die Plöcken-Verbindung betrifft, sei es notwendig, „künftig größer und europäischer zu denken“, so der Tenor. Es gelte, in Kärnten, Wien, Brüssel und Straßburg zielgerichtete Aufklärungsarbeit zu leisten. Enzo Unfer, ehemaliger Direktor der Europäischen Investitionsbank in Luxemburg, meinte: „Wenn die beiden Regionen es politisch wollen, wird die Finanzierung mit Unterstützung der EIB funktionieren.“ Zudem könne durch ein Mautsystem für den Tunnel eine Investitionshilfe für die Grenzgemeinden geschaffen werden.

Angst vor erneuten Felsstürzen

Das Risiko weiterer Felsstürze sei laut der italienischen Straßenbaubehörde ANAS nach wie vor hoch. Diesseits und jenseits der Staatsgrenze sei man sich auch des großen volkswirtschaftlichen Schadens bewusst, der durch die über ein Jahr dauernde Plöckensperre entstanden ist. Alleine im Oberen Gailtal entstand dadurch ein Wertschöpfungsverlust von über zwei Mio Euro, das besagte zu Jahresbeginn eine vom Marketingverein „so viel mehr Kötschach-Mauthen“ in Auftrag gegebene Studie. Für den Wirtschafts- und Tourismusstandort Osttirol-Oberkärnten stelle die Öffnung nach Süden die einzige Zukunftschance dar, meinte Unternehmerin Victoria Gailer, die als Vertreterin der Obergailtaler Wirtschaft am Treffen teilnahm. Dem Argument, dass ein Tunnel auch mehr Verkehr für Oberkärnten und Osttirol bedeute, entkräftete man mit einer Studie des Landes Kärnten aus dem Jahr 2019 wonach ein Tunnel nur einen „marginalen Zuwachs des Verkehrsaufkommens“ von plus 100 Fahrzeugen täglich bedeute. Variantenstudien zur bestmöglichen Lösung der Plöckenpass-Situation arbeitet derzeit eine von Straßenbaureferent LH-Stv. Martin Gruber und der friulanischen Landesrätin Cristina Amirante eingerichtete italienisch-österreichische Arbeitsgruppe unter der Leitung von Straßenbau-Abteilungsleiter Dipl.-Ing. Volker Bidmon aus. Diese sollen laut Büro des Straßenbaureferenten im Herbst präsentiert werden.